Hitzestress und Enge: Unsere neue Recherche zum Transport von Legehennen
Vergangene Woche haben wir zusammen mit der französischen Tierschutzorganisation Welfarm den Transport von Vögeln quer durch Deutschland untersucht. Nach einem Start, der Geduld erforderte, hatten wir Erfolg und dokumentierten die Ladung und den Transport von ausgedienten Legehennen. Einmal mehr konnten wir beweisen, dass Vögel in der EU-Tiertransportverordnung zu kurz kommen.
Unsere Recherche begann mit warten: Zwei Tage und Nächte verbrachten wir an der Hauptverkehrsroute von West nach Ost in Deutschland, ohne einen einzigen Tiertransporter zu entdecken. Dann, am dritten Tag, hatten wir endlich Erfolg. Wir entdeckten einen LKW mit leeren Kisten, die zu einem polnischen Schlachthof gehörten. Wir folgten ihm zu einem Hof, auf dem ausgemusterte Legehennen gehalten wurden.
Sobald Hühner ihre Legeleistung verlieren – meist zwischen der 52. und 78. Lebenswoche – werden sie für den Abtransport in die Tiercontainer verladen. Von einem Versteck aus beobachteten wir diesen Prozess. Obwohl das Verladen effizient begonnen hatte, dauerte es mit jedem weiteren LKW länger – in manchen Fällen bis zu zweieinhalb Stunden.
Temperatur steigt bei Stillstand rasant
Wir folgten einem LKW, der den Hof verliess. Nach vier Stunden hielt er an einer Raststätte an und wir näherten uns dem Fahrzeug, um nachzusehen, wie es den Tieren geht. Die Hennen waren in den Containern eng zusammengepfercht und konnten sich kaum bewegen. Leider konnten wir sie nicht zählen oder die Platzverhältnisse vermessen, weil die Verantwortlichen die Sicht mit Vorhängen verdeckten.
Es gelang uns jedoch, die Temperatur im Innern des Lastwagens zu messen. Was wir feststellten, ist besorgniserregend: Obwohl es draussen nur 14,5 °C warm war, betrugen die Temperaturen im Inneren 25 bis 30 °C abhängig von der Position im LKW.
Und die Temperaturen stiegen noch weiter – an: Nach 25 Minuten Stillstand zeigte das Thermometer bereits besorgniserregende 33 bis 34 °C an. Die Tiere waren dicht gedrängt, konnten weder aufstehen noch ihre Flügel ausbreiten und waren der zunehmenden Hitze hilflos ausgeliefert. Vögel regulieren ihre Temperatur, indem sie die Federn aufplustern und die Flügel aufstellen – in dichtgedrängten Transportern unmöglich.
Keine Temperaturbegrenzung im Gesetz
Die aktuelle EU-Gesetzgebung (Verordnung 1/2005) sieht für domestizierte Vögel keinerlei Temperaturgrenzwerte während des Transports vor. Auch der neue Entwurf berücksichtigt bislang lediglich Legehennen. Andere Geflügelarten wie Masthähnchen, Puten, Gänse oder Enten bleiben aussen vor. Dabei sind gerade sie äusserst empfindlich gegenüber Hitze und benötigen dringend besseren Schutz.
Wir fordern klare gesetzliche Temperaturgrenzen und bessere Transportbedingungen – für alle Geflügelarten. Die überarbeitete Transportverordnung der EU muss den Schutz dieser Tiere endlich ernst nehmen. Für mehr Tierschutz auf Europas Strassen.

