20. Oktober 2025

Petition gegen Blutfarmen eingereicht – jetzt liegt es an der isländischen Regierung!

Vor dem isländischen Parlament fordern wir gemeinsam mit Partnerorganisationen ein Ende der grausamen Blutfarmen.

Unsere Projektleiterin Sabrina Gurtner überreicht der isländischen Gewerbeministerin Hanna Katrín Friðriksson die Box mit den Unterschriften.

Um das Leiden der Blutstuten zu symbolisieren, haben wir acht Fünfliter-Blutkanister aufgestellt. So viel Blut wird den Islandstuten während einer "Blutsaison" abgezapft.

Am Montag (20. Oktober) haben wir gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen 300.000 Unterschriften an die isländische Ministerin Hanna Katrín Friðriksson übergeben. Unsere Botschaft ist klar: Island muss die grausamen Blutfarmen endlich stoppen.

Die Lizenz des Pharmaunternehmens Ísteka, das trächtigen Stuten Blut entnimmt, ist im Oktober ausgelaufen. Aus dem Blut gewinnt Ísteka das Hormon PMSG, das in der industriellen Tierzucht eingesetzt wird, um die Fruchtbarkeit der Tiere zu steigern. Häufig wird es bei Schweinen angewendet und verursacht für die Muttersauen und (überzähligen) Ferkel großes Leid. 

Nun steht die Regierung in Reykjavík vor einer wegweisenden Entscheidung: Wird sie die Lizenz erneuern – oder den Schutz der Tiere endlich über Profit stellen?

Bereits 2023 hat die EFTA-Überwachungsbehörde (ESA) die isländische Regierung gewarnt, dass das Land gegen die EU-Richtlinie 2010/63/EU zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere verstößt. Nach dieser Richtlinie müssen gewisse Schutzmassnahmen erfüllt sein, bevor ein Projekt genehmigt werden darf. Zum Beispiel muss man prüfen, ob es eine wissenschaftlich gleichwertige Methode gibt, die ohne den Einsatz lebender Tiere auskommt, und den "voraussichtlichen Schaden" für das Tier gegen den erwarteten Nutzen abwägen. Island glaubte jedoch, dass die Blutentnahme bei trächtigen Stuten nicht unter die isländische Verordnung zur Umsetzung der Richtlinie fällt. Deshalb wurden diese Schutzmassnahmen in der Praxis nicht angewendet. 

Nach dem Mahnschreiben der ESA willigte Island ein, künftig bei den Blutentnahmen die Verordnung zur Umsetzung der Richtlinie anzuwenden. Trotzdem durfte Ísteka bis Oktober 2025 weiterarbeiten. Eine erneute Lizenz würde jedoch klar gegen europäisches und isländisches Recht verstoßen, da die Blutentnahmen als Tierversuche gelten und längst tierfreie Alternativen existieren, die etwa hier in der Schweiz, aber auch in Island selbst angewendet werden.

„Seit wir erstmals die Grausamkeit des Blutgeschäfts aufgedeckt haben, leiden trächtige Stuten noch immer. Woche für Woche werden die verängstigen Tiere von ihren Fohlen getrennt, in engen Boxen fixiert und ihnen wird literweise Blut abgezapft“, sagt unsere Projektleiterin Sabrina Gurtner. „Eine Erneuerung der Lizenz wäre nicht nur grausam, sondern auch ein klarer Verstoß gegen europäisches Recht.“

Island steht im Blickfeld

Die Blutfarmen haben weltweit Empörung ausgelöst. Viele Tourist:innen und Tierfreund:innen können kaum glauben, dass ein Land, das für seine Natur und seine Tierwelt bewundert wird, ein solches System zulässt. 

„Island hat jetzt die Chance, ein Zeichen zu setzen – für Mitgefühl, für Glaubwürdigkeit und für echten Tierschutz“, sagt Deborah Lewis von Ekō, einer unserer Partnerorganisationen, mit denen wir die Petitionen überreicht haben.

Um der isländischen Regierung zu zeigen, welches Leid hinter den Blutfarmen steckt, haben wir uns etwas Besonderes überlegt: Für die Übergabe haben wir mit Kunstblut gefüllte Fünfliter-Kanister vor dem Parlamentsgebäude abgestellt. Das sind 40 Liter Blut – so viel, wie einer Stute pro "Blutsaison" abgezapft wird. Für die kleinen Islandpferde ist dieser Blutverlust eine große körperliche Belastung. 

Zurückhaltende Reaktion der Ministerin

Doch die isländischen Behörden setzen sich ungern mit der grausamen Realität des Pferdeblutgeschäfts auseinander. Das zeigte sich daran, dass uns das Team der Ministerium kurz vor dem Treffen untersagte, unseren Protest während der Übergabe durchzuführen. Wir durften weder die Blutkanister noch die Schilder mit Bildern unserer Undercover-Recherchen aufstellen. 

Bei der Übergabe hörte sich Ministerin Hanna Katrín Friðriksson unsere Bedenken an und dankte uns für unsere Arbeit. Sie machte jedoch keine offiziellen Zusagen und erklärte, dass die Regierung keine öffentliche Stellungnahme abgeben könne, bevor die Gerichte über die Klage von Ísteka gegen den Staat entschieden hätten.

Das Pharmaunternehmen, das trächtigen Stuten Blut abzapft, ficht die Entscheidung der Regierung an, die Verordnung zum Schutz von Tieren, die für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden, anzuwenden. Ísteka behauptet, die Blutentnahmen seien nicht wissenschaftlich, sondern landwirtschaftlich.

Wir und unsere Partnerorganisationen freuten uns über die Gelegenheit, unsere Forderungen vorzubringen, waren jedoch enttäuscht, dass das Treffen keine Zusagen für Veränderungen brachte.

International viel Aufsehen erregt

Dass dieses Thema überhaupt auf höchster politischer Ebene diskutiert wird, ist auch der Verdienst unserer zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützer. Mit jeder Unterschrift wurde der Druck weiter aufgebaut, der jetzt spürbar ist.

Zudem haben diverse Partnerorganisationen aus unterschiedlichen Ländern auf der Grundlage unserer Recherchen eigene Petitionen lanciert und damit massgeblich zum Erfolg der Unterschriftensammlung beigetragen. Es freut uns, dass unsere Spendengelder dadurch vervielfacht werden und nicht nur bei uns, sondern auch international wirken. 

Nun liegt es an der isländischen Regierung, die richtige Entscheidung zu treffen – und die Blutfarmen endlich zu beenden.