18. Oktober 2024

Tiertransport mit hochschwangeren Färsen an türkischer Grenze festgehalten – Tiere sterben qualvoll

Frankfurt – Kapıkule 16. Oktober 2024

Die Odyssee der zwei Lastwagen, die vor einem Monat mit insgesamt 69 schwangeren Kühen aus Deutschland in die Türkei aufbrachen, endete am Dienstag, dem 15.10.2024 in einer Tragödie. Seit Mitte September 2024 wurden die Tiere von den türkischen Behörden an der Grenze Kapıkule festgehalten. In diesem Zeitraum sind viele Tiere bereits auf den Transportern gestorben. Einige Kühe haben in ihren eigenen Exkrementen ihre Kälber zur Welt gebracht. Diese hatten allerdings keine Überlebenschance. Die deutschen Behörden haben schließlich die Tötung der überlebenden hochschwangeren Tiere angeordnet. In der Türkei bedeutet das: Schlachtung ohne Betäubung. Die ungeborenen Kälber ersticken im Bauch der toten Mutter.

Vorgeschichte: Zwei Transporter mit hochschwangeren Tieren an Bord verließen am 12. September Deutschland und erreichten vier Tage später, am 16. September, die türkische Grenze Kapikule, an der sie einen Monat festgehalten wurden. Die deutschen Behörden hatten seit dem 23. September Kenntnis über die akute Notsituation, griffen allerdings nicht ein. Zwischen dem 23. September und dem 2. Oktober wurden die Tiere kurzzeitig abgeladen, mit Wasser und Futter versorgt und in einem provisorischen Stall untergebracht. Am 2. Oktober wurden sie erneut auf die Transporter geladen. Die genauen Gründe dafür sind unklar. Es kursieren jedoch Gerüchte darüber, dass unhygienische Verhältnisse, intensiver Gestank und eine Fliegenplage Anlass zu dieser Entscheidung gegeben haben. Die deutschen Behörden wurden tätig, als die Tiere erneut auf die Lastwagen verladen wurden, allerdings blieben die ergriffenen Maßnahmen völlig unzureichend. Die Bedingungen für die Tiere auf den Transportern verschlechterten sich mit jedem Tag. Sie wurden zwar gefüttert und getränkt, die Versorgung war jedoch aufgrund ihres fortgeschrittenen Gestationsstadiums unzureichend. Zudem wurden die Transporter nicht gereinigt, sodass die Kühe knöcheltief in ihren eigenen Exkrementen standen. Während dieser Zeit und unter diesen unsäglichen Umständen kamen mehrere Kälber zur Welt, die keine Überlebenschance hatten. Die erste Meldung über ein gestorbenes Tier ging am 6. Oktober ein. Aktuell: Am 11. Oktober erließ das Land Brandenburg, aus dem die Tiere ursprünglich stammen, eine Euthanasie-Verfügung, die die Schlachtung der Kühe bis zum 13. Oktober vorsah. Am Abend des 14. Oktober wurden die Tiere zum grenznahen Schlachthof in Edirne transportiert. Viele Färsen und neugeborene Kälber starben bereits auf den Transportern. Am 15. Oktober wurden die Tiere ohne Betäubung geschlachtet. Dabei ersticken die Kälber qualvoll im Leib der sterbenden Mutter. Es existiert eine sehr viel humanere Form der Tötung durch eine plazentagängige Euthanasie, bei der die ungeborenen Kälber zusammen mit der Mutter eingeschläfert werden. Die Leichname jener Tiere, die bereits vor der Ankunft an dem Schlachthof gestorben waren, blieben auf den LKW, um später auf einer Müllkippe entsorgt zu werden. Beim Verlassen des Schlachthofes werden die Teams von Animals‘ Angels und Animal Welfare Foundation durch das laute Muhen eines Tieres darauf aufmerksam, dass noch eine lebende Kuh an Bord des LKW zurückgeblieben war, die nun zusammen mit den toten Tieren abgeladen werden sollte. Wir konnten vor Ort eine Not-Schlachtung des Tieres veranlassen. Dringende Forderung nach einem Transportstopp Seit 2010 fordern Animals‘ Angels und Animal Welfare Foundation das sofortige Ende von Tiertransporten in die Türkei. Die Zustände an der türkischen Grenze Kapikule und der grausame Tod der Tiere zeigen einmal mehr, dass diese Transporte nicht mit den Tierschutzvorgaben vereinbar sind, die in Artikel 3 der Verordnung (EG) Nr. 1/2005 Folgendes besagen: „Niemand darf eine Tierbeförderung durchführen oder veranlassen, wenn den Tieren dabei Verletzungen oder unnötige Leiden zugefügt werden könnten.“ Dieser Fall verdeutlicht in erschreckender Weise die Notwendigkeit eines umgehenden Stopps solcher Exporte. Wir bleiben weiterhin vor Ort und arbeiten mit einem türkischen Anwalt zusammen, um rechtliche Schritte einzuleiten. Wir fordern von der deutschen Regierung sowie der Europäischen Union klare und durchsetzbare Maßnahmen, um das Leid der Tiere zu beenden.