Pferdefleisch aus Qualproduktion: Schweizer Pferdefleischimporteur will mit Hilfe europäischer Partner Tierschutzbund Zürich mundtot machen
Illnau, 15. Januar 2024 - Immer noch landet auf Schweizer Tellern Fleisch von gequälten, verletzten und abgemagerten Pferden aus Südamerika. Seit Jahren setzt sich der Tierschutzbund Zürich (TSB) dafür ein, dass Importeure auf solches Pferde-Qualfleisch verzichten. Diese versuchen den TSB mit einer koordinierten Klagewelle mundtot zu machen. Während einer Gerichtsverhandlung am vergangenen Montag zwischen dem belgischen Fleischfachverband FEBEV und dem TSB in Brüssel bestätigte der Anwalt des FEBEV Absprachen mit dem Schweizer Pferdefleischimporteur Skin Packing. Ein solches Vorgehen ist unter Juristen umstritten. Denn es zielt darauf ab, die nicht gewinnorientierte Organisation mit juristischen Grosskampagnen in die Knie zu zwingen, um sich deren Kritik nicht mehr stellen zu müssen.
Seit Jahren sind die Veröffentlichungen des TSB und seiner deutschen Partnerorganisation Animal Welfare Foundation (AWF) den Importeuren ein Dorn im Auge. Die von den Tierschutzorganisationen gezeigten Bilder über Missstände haben zu einem massiven Einbruch der Importe von Pferdefleisch aus Übersee geführt. Stunden an Videomaterial und unzählige Fotobeweise von Recherchen vor Ort zeigen, wie Pferde geschlagen und getreten werden, wie sie abgemagert beim Schlachthof ankommen und trotz Verletzungen sich selbst überlassen werden.
Dennoch gaukelt unter anderem der grösste Schweizer Pferdefleischimporteur Skin Packing den Konsumenten vor, Fleisch aus Südamerika sei unbedenklich. Er setzt auf das Label «Respectful Life», das für ein artgerechtes Pferdeleben stehen soll. Der Lebensmittelhändler Aligro verkauft das Pferdefleisch mit dem Label in seinen Läden. «Respektvoll» ist der Umgang mit den Tieren aber keineswegs. Auf den Schlachthöfen, von denen das mit dem Label versehene Fleisch kommt, stellten die Mitarbeitenden des TSB massive Mängel fest.
Die Erkenntnisse aus Recherchen über «Respectful Life»-Schlachthöfe stellte der TSB 2022 in einem Video ins Netz. Dagegen setzte sich Skin Packing mit einer aggressiven juristischen Kampagne zur Wehr. Der Importeur versuchte die Tierschutzorganisation mit mehreren Klagen wegen übler Nachrede mürbe zu machen.
Mit seiner Strategie ist Skin Packing allerdings mehrfach gescheitert – zuletzt im Dezember vor dem Bezirksgericht in Nyon in einem Zivilverfahren. Zuvor hatte bereits das Obergericht des Kantons Zürich in einem wegweisenden Urteil für den Schweizer Tierschutz im Strafverfahren zugunsten des TSB entschieden. Das Gericht stellte in seinem Urteil (Geschäftsnummer UE230157-O/U) seitens des TSB keine gezielte Schädigungsabsicht gegenüber dem Importeur fest. Es gehe dem TSB einzig um die Verbesserung der Lebensumstände der Pferde und nicht darum, Skin Packing in Verruf zu bringen, urteilten die Richter. Sie hielten zudem fest, dass das Interesse des Pferdefleischimporteurs, der aus monetären Gründen Berichte über die prekären Umstände bei seinen Produzenten verhindern wolle, vor den gemeinnützigen Interessen der Tierschutzorganisation zurückzutreten habe.
Dieses Urteil ist bislang einmalig im Schweizer Justizsystem.
Auch der belgische Verband der Fleischgrosshändler FEBEV schaltete sich ein und versuchte, den Film mit einer einstweiligen Verfügung zu stoppen, ebenfalls ohne Erfolg. Bei einer erneuten Gerichtsverhandlung mit dem FEBEV in Brüssel am Montag räumte der Anwalt des belgischen Fleischhändlerverbands nun ein, sich mit Skin Packing abgesprochen zu haben. Das ist ein klares Indiz für eine sogenannte «SLAPP»-Strategie dieser Fleisch-Organisationen. Damit versuchen die profitorientierten Qualfleischimporteure zu erreichen, dass der TSB, der sich nur über Spenden finanziert, wegen fehlender Mittel aufgibt. «SLAPP» steht für «strategic lawsuit against public participation» und beschreibt eine gezielte Zermürbungskampagne von finanzkräftigen Parteien gegen finanziell schwache, oft gemeinnützige Organisationen.
Der Tierschutzbund Zürich lässt sich von der Strategie der Fleischimporteure aber auch in Zukunft nicht einschüchtern und fordert den sofortigen Importstopp für Pferdefleisch aus Südamerika.
In seinem neuen Film «Pferdefleisch vor Gericht» dokumentiert der TSB seine Recherchen aus den Jahren 2022 bis 2024. Er bezieht sich konkret auf die in der gerichtlichen Auseinandersetzung stehende Kritik an der Pferdefleischproduktion in Argentinien.