Argentinien | Mercedes | Schlachthof Lamar | Pferdefleischimport
Wir erreichen den Schlachthof Lamar am frühen Nachmittag. Es ist ein sehr heisser Tag und die Temperaturen erreichen 30°C. Bei unserem letzten Besuch im April 2015 waren die grossen Paddocks hinter dem Schlachthofgebäude leer und völlig mit Pflanzen überwuchert. Heute sehen wir etwa 300 Pferde. Trotz unserer zahlreichen Beschwerden in den vergangenen Jahren gibt es in den Paddocks immer noch keinen Witterungsschutz. Viele Pferde sind in einem erbärmlichen Zustand: verletzt, lahm, schwach, krank, dünn oder stark abgemagert. Mehrere Tiere haben schwere Beinverletzungen und können nur drei Beine belasten. Sie sind nach EU-Standards transportunfähig und hätten erst gar nicht zum Schlachthof transportiert werden dürfen. Oder falls die Verletzung während des Transports geschah, hätten sie gleich bei der Ankunft notgetötet werden müssen. Ausserdem sehen wir mehrere Stuten, die offensichtlich tragend sind. In den meisten Paddocks gibt es kein Futter. Wir beobachten, wie hungrige Pferde den verdreckten Boden nach etwas Essbarem absuchen.
Im überdachten Bereich befinden sich mehrere Pferdegruppen in kleinen und überfüllten Pferchen, was zu Aggressionen führt. Schwache und unterwürfige Tiere haben keine Rückzugsmöglichkeiten. Ein Angestellter spritzt die Pferde mit einem Schlauch ab, z.T. auch in ihre Gesichter, was sie verängstigt. Wir beobachten, wie ein anderer Mitarbeiter eine Pferdegruppe von den Paddocks zum überdachten Bereich treibt. Die Prozedur ist sehr chaotisch. Als die vordersten Pferde der Gruppe im Treibgang stehen bleiben, schlägt der Arbeiter minutenlang auf die hintersten Pferde ein und schreit dabei laut, obwohl sie gar nicht vorwärtsgehen können, weil die vorderen Tiere den Weg blockieren. Ein verängstigtes Pferd springt auf die anderen, als es verzweifelt versucht, den Schlägen zu entkommen.