04. Juli 2021

Bulgarien | Kapitän Andreevo | Kontrolle von EU-Tiertransporten in die Türkei

Einsatztag 1: Vor der bulgarisch-türkischen Grenze wurde ein grosser Parkplatz errichtet.

Einsatztag 4: EU-Aussengrenze zur Türkei. Die Fahrer beschweren sich, dass die Sonderspur für Tiertransporter häufig geschlossen ist.

Einsatztag 4: Unser Team kontrolliert den Zustand der Tiere an Bord eines Lkws aus Estland.

Einsatztag 4: Eine weitere Kontrollstelle an der türkisch-bulgarischen Grenze. Sie ist geschlossen und scheint seit Jahren nicht in Gebrauch.

Einsatztag 5: Unser Team entdeckt einen Konvoi bestehend aus vier Tiertransportern kurz vor der Kontrollstelle in Swilengrad.

Einsatztag 1 - 30. Juni 2021

Heute reist unser Team an die bulgarisch-türkische EU-Aussengrenze nach Kapitän Andreevo (Bulgarien). Dort werden wir in den kommenden Tagen und Nächten Tiertransporte aus der EU auf dem Weg in die Türkei kontrollieren. Ein weiteres Team befindet sich auf der türkischen Grenzseite in Kapikule. Für die Zeit unseres Einsatzes werden Temperaturen von über 30 °C vorhergesagt. Gemäss der EU-Tierschutztransportverordnung Nr. 1/2005 dürfen Tiere bei extemer Hitze nicht transportiert werden. Unsere Teams werden vor Ort überprüfen, ob sich die Tierexportbranche an die Vorschriften hält, oder gegen europäisches Gesetz verstösst.

Bei der Ankunft fällt uns auf, dass sich seit unseren letzten Tiertransportkontrollen an der bulgarisch-türkischen Grenze im Jahr 2020 vieles verändert hat. Ein moderner Lkw-Parkplatz wurde auf der bulgarischen Seite errichtet. In der Vergangenheit bildeten sich dort oft lange Staus, in denen Tiertransporte stundenlang festhingen. Ab sofort können Lkws auf dem Parkplatz gegen eine Gebühr parken und werden digital informiert, sobald ihre Ladung von den Grenzbehörden inspiziert werden kann.

An unserem ersten Einsatztag sehen wir keine Tiertransporte. Deshalb beschliessen wir die Kontrollstelle in Swilengrad zu kontrollieren. Dort müssen die Tiere entladen, versorgt und von einem Amtstierarzt auf ihre Transportfähigkeit überprüft werden, bevor sie die EU verlassen. Doch auch in Swilengrad entdecken wir keine wartenden Lkws mit Tieren an Bord. Auch die Ställe sind leer. Unser Team wird am nächsten Tag weiter Ausschau nach Tiertransporten halten.

 

Einsatztag 2 - 1. Juli 2021

Am zweiten Einsatztag hält unser Team erneut Ausschau nach Tiertransporten aus der EU auf dem Weg in die Türkei. Auch heute entdecken wir keine Tiertransporter an der Grenze. Wir beschliessen die Kontrollstelle in Swilengrad auf Tiere zu überprüfen. Wieder sind die Ställe leer und keine Tiertransporte in Sicht.

 

Einsatztag 3 - 2. Juli 2021

Am dritten Einsatztag kontrollieren wir eine weitere, frühere Kontrollstelle in der Nähe von Chaskowo. Die Kontrollstelle scheint geschlossen zu sein und wird privat genutzt. Im Anschluss kehrt unser Team zurück zur Kontrollstelle in Swilengrad. Ab heute wird unser Team von Thomas Waitz, Mitglied des Europaparlaments und des EU-Untersuchungsausschusses Tiertransporte (ANIT) begleitet. Er möchte die Abwicklung von Tierexporten aus der EU in Drittstaaten mit eigenen Augen sehen. In der Kontrollstelle in Swilengrad sehen wir erneut keine Tiere und beschliessen morgen eine weitere Kontrolle durchzuführen.

 

Einsatztag 4 - 3. Juli 2021

Unser vierter Einsatztag an der bulgarisch-türkischen Grenze beginnt mit einer weiteren Inspektion einer Tiertransport-Kontrollstelle in Generalovo. Auch diese Kontrollstelle scheint geschlossen zu sein. Viele Gebäude sind zerstört. Nur ein Stall ist noch intakt und könnte für die Versorgung von Tieren genutzt werden. Jedoch erreicht man die Kontrollstelle nur über eine kaputte Strasse mit vielen Schlaglöcher, die für Tiertransporter nicht geeignet ist.

Als Nächstes macht sich unser Team auf den Weg zu den Amtstierärzten direkt an der bulgarischen Grenze zur Türkei. Die Amtsveterinäre wollen von uns nichts wissen und weigern sich auch MEP Thomas Waitz Auskunft zu geben. Kurz nachdem wir das Büro der Amtsveterinäre verlassen, entdeckt unser Team einen Tiertransporter aus Estland auf dem Parkplatz. Wir nähern uns dem Tiertransporter und beginnen sofort mit der Kontrolle. Der Lkw hat Jungbullen aus der EU geladen. Die Einstreu an Bord des Lkws ist ausreichend und das Wasser für die Tränkebecken ist angeschaltet. Allerdings sind die Tränken stark mit Gülle und Stroh verschmutzt, was es den Tieren schwierig macht zu trinken. Hinzu kommt, dass der Lkw mit 67 Jungbullen an Bord überladen ist – ein Verstoss gegen die EU-Tierschutztransportverordung. Die Tiere brauchen genug Platz an Bord, um sich hinlegen und ausruhen zu können. Das ist hier nicht der Fall. Darüber hinaus können die Tiere die Tränken im überladenen Lkw nicht erreichen. Das kann zu Streitereien unter den Tieren und Verletzungen führen.

Wir sprechen mit einem Fahrer. Er berichtet, dass die Sondereinfahrt für Tiertransporte immer geschlossen ist. Die Fahrer der Tiertransporte müssen deshalb in der Spur mit allen anderen Lkws warten. Das kann Konsequenzen für das Wohlergehen der Tiere haben. Verlängert sich der Transport, steigen die Tierschutzrisiken.

Im Anschluss sucht unser Team wieder die Kontrollstelle in Swilengrad auf. Erneut werden wir an den Pforten abgewiesen. Doch dieses Mal bekommen wir Gelegenheit, mit einer Mitarbeiterin zu sprechen. Sie erzählt uns, dass sie seit 2019 weniger Tiertransporte zu verzeichnen haben.

 

Einsatztag 5 - 4. Juli 2021

Unser Team erfährt, dass vier Tiertransporter die Grenze in die Türkei überqueren werden. Da wir nicht wissen, wann die Lkws an der Grenze ankommen, beschliessen wir eine Nachtschicht einzulegen. Morgens um 5.30 Uhr sehen wir einen Lkw mit tschechischen Tieren und informieren sofort unser zweites Team auf der türkischen Grenzseite. Dann überprüfen wir die Kontrollstelle in Swilengrad und entdecken dort einen weiteren Lkw hinter dem Verwaltungsgebäude.

Als wir später zur Kontrollstelle zurückkehren, sehen wir nur noch leere Tiertransporter. Ein Zeichen, dass die EU-Transporteure nach der Entladung der Tiere in der Türkei wieder nach Hause fahren. Heute beobachtet unser Team die Strasse bis abends um 18 Uhr. Plötzlich entdecken wir einen Konvoi mit vier Lkws, beladen mit tragenden Rindern. Erneut informieren wir unser Team auf der türkischen Grenzseite. Sie werden die Lkws kontrollieren, sobald sie Bulgarien verlassen.