Gerechtigkeit für Ferdinand: Behördenversagen bei Tierexporten per Schiff
Drei Jahre ist es her, dass der Jungbulle Ferdinand im Hafen von Cartagena, Spanien, schwer misshandelt wurde. Mit hunderten anderen Bullen sollte er auf einem Tiertransportschiff nach Bengasi, Libyen, exportiert werden. Ferdinand war zu schwer verletzt, um laufen zu können, und hätte sofort notgetötet werden müssen. Stattdessen traktierten ihn die Arbeiter mit langanhaltenden Elektroschocks und Tritten. Mit einem Seil zogen sie ihn erst aus dem Transporter und später wieder hinein.
Nach der qualvollen Prozedur verliess der Fahrer den Hafen und stellte den Lkw samt Ferdinand in der prallen Sonne ab, um eine ausgedehnte Mittagspause zu machen. Unser Team war mit weiteren Tierschutzorganisationen vor Ort und rief die Polizei. Diese kannte sich zu wenig aus, um Verstöße festzustellen, und ließ den Fahrer weiterfahren.
Tierleid spielt vor Gericht keine Rolle
Wir reichten Anzeige ein. Der Fall wurde als Ordnungswidrigkeitsverfahren mit erheblichen Verstößen gegen die Tierschutztransportverordnung behandelt. Die Verstöße beziehen sich nicht auf Tiermisshandlung, sondern auf die schlecht abgestimmten Transportphasen. Durch die Ermittlungen wurden weitere Verstöße aufgedeckt. Das verantwortliche Exportunternehmen wurde jetzt zu einer Geldstrafe von 4.500 Euro verurteilt. Wir finden: Diese Strafe ist zu gering, um Misshandlungen in Zukunft zu verhindern.
Der Fall Ferdinand kam nur ans Licht, weil unsere Teams einschritten. Er ist einer der wenigen, die im Tierschutzbereich überhaupt vor Gericht verhandelt wurden. Und obwohl Ferdinands Leiden offensichtlich war, wurde es in der Gerichtsakte nicht einmal erwähnt. Hinter jedem Gerichtsfall stehen hunderte Misshandlungen, die von niemandem bezeugt und dokumentiert werden. Ohne Tierschutzorganisationen bleibt das Leid von Millionen von Tieren unentdeckt.
Wir setzen uns weiter für ein vollständiges Verbot von Lebendtierexporten ein. Nur ein Verbot kann Fälle wie diesen verhindern.