17. Dezember 2019

Haflinger-Gestüt Meura liefert Stutenblut an Pharmaunternehmen IDT Biologika zur Hormonproduktion

PMSG-Produktion In Deutschland verstösst gegen Tierschutzgesetz

Freiburg, 17.12.2019. Aktuelle Recherchen der Animal Welfare Foundation, AWF (Freiburg i.Br.), belegen, dass entgegen aller Aussagen der Bundesregierung das Bluthormon PMSG in Deutschland produziert wird. Ein Beschluss der Agrarministerkonferenz der Länder aus dem Jahr 2016 forderte die Bundesregierung auf, zu prüfen, ob in Deutschland das Bluthormon PMSG hergestellt wird. Auf parlamentarische Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen vom Juni 2019 antwortet  die Bundesregierung, «es liegen keine Informationen zu (…) dem in diesem Schreiben dargestellten Sachverhalt bezüglich einer angeblichen Produktion und Gewinnung von Pregnant Mare Serum Gonadotropin (PMSG) in Deutschland vor.» Die PMSG Produktion «wäre in Deutschland als Tierversuch (…) einzustufen und genehmigungspflichtig». Die Genehmigung von Tierversuchen unterliegt den Landesregierungen, so die Bundesregierung weiter.

Da die Zahl der für Tierversuche angemeldeten Pferde im Zeitraum 2015 bis 2017 rückläufig war, «gingen wir zunächst davon aus, dass es in Deutschland keine PMSG-Produktion geben kann, wenn die Auskunft der Bundesregierung korrekt ist», so York Ditfurth, AWF Vorstand. Die AWF bekam jedoch mehrere Hinweise über eine PMSG Produktion in Thüringen. Unter anderem im Zusammenhang eines Rechtsverfahrens gegen das Pharmaunternehmen IDT Biologika: «Vorsorglich wird darauf hingewiesen, dass auch in Deutschland die Produktion und Gewinnung von PMSG-Stoffen erfolgt. So wird auch in deutschen Gestüten entsprechendes Stutenserum zur Arzneimittelproduktion gewonnen«, so ein Schreiben der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau vom 25.9.2018.

Auch das Thüringische Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft weiß seit Jahren von einer PMSG-Produktion in Thüringen. Kein Vertreter der Landesregierung hat dies im Zusammenhang mit der Agrarministerkonferenz 2016 und dem Klärungsauftrag an die Bundesregierung erwähnt. Auf eine Anfrage der AWF antwortet die thüringische Landesregierung: «Das Haflingergestüt Meura gewinnt Vollblut. Die IGM-Inno Meura GmbH gewinnt aus dem Blut Serum, welches als Rohstoff für die PMSG-Herstellung dient. Seit vielen Jahren besteht eine Lieferbeziehung für das gewonnene Blutserum zwischen dem Haflingergestüt Meura und der IDT Biologika GmbH, seit Gründung der IGM-lnno Meura GmbH zwischen dieser und der IDT Biologika GmbH.“ Darüber hinaus sei die PMSG-Produktion weder als Tierversuch zu bewerten noch unterliege sie den Leitlinien zur Gewinnung, Lagerung, Transport und Verabreichung von Blut und Blutprodukten im Veterinärbereich. York Ditfurth, AWF, kritisiert diese Aussage als Irreführung. Denn die Leitlinien betreffen genau die «Blutprodukte im Veterinärbereich, welche gewerbs- oder berufsmäßig hergestellt und in den Verkehr gebracht werden. Zudem schreibt das Tierschutzgesetz vor, dass eine PMSG-Produktion als Tierversuch angemeldet und genehmigt sein muss.  Bundesregierung und Landesregierung widersprechen sich.»

Für York Ditfurth wurde durch Unwissenheit des Bundes und wirtschaftliche Interessen in Thüringen und Sachsen-Anhalt eine rechtliche Grauzone etabliert. Wirtschaftliche Profiteure hiervon sind das thüringische Haflingergestüt Meura und bislang die IDT Biologika. Das in Dessau-Roßlau ansässige Pharmaunternehmen hat im Sommer 2019 seine Veterinärsparte an den französischen Konzern Ceva Santé verkauft. «Auf dem Rücken und mit dem Leid der Stuten wird ein lukratives, millionenfach in der Agrarindustrie eingesetztes Medikament produziert, dass in der industriellen Landwirtschaft für Profite sorgt.»


Information PMSG

Das Hormon PMSG wird aus dem Blut trächtiger Stuten gewonnen. Die AWF und der TSB Zürich berichten seit 2015 über südamerikanische Blutfarmen, auf denen tausende Stuten systematisch gequält werden. PMSG dient v.a. der industriellen Ferkelproduktion. Das Hormon taktet und beschleunigt die Fruchtbarkeit bei Sauen.

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