Hunderte deutscher Rinder vor Weihnachten nach Ägypten verfrachtet
Während sich in Deutschland Politik, Behörden und Gerichte über die Exporte in Drittländer streiten und sich der EU-Untersuchungsausschuss ANIT in seinem Abschlussbericht sehr kritisch über die fehlende Umsetzung von EU- Recht bei den Schiffstransporten äußert und dringende Maßnahmen fordert, werden Hunderte sogenannter „Zucht“rinder von Deutschland nach Ägypten verfrachtet.
Am Abend des 15.Dezember informiert uns die befreundete NGO „Animals without borders“ über die non-stop Ankunft von Tiertransporten im Hafen Koper in den letzten beiden Tagen. Die Transporter sind mit Rindern aus Deutschland beladen, insgesamt mehrere hundert sogenannter „Zucht“rinder, deren Qualtransport über das Mittelmeer am 17.12. auf dem Schiff Nabolsi 1 beginnt. Das Schiff erreicht am Abend des 22.12. den Hafen von Alexandria in Ägypten. Dort verliert sich für uns die Spur der Tiere, weil wir so kurzfristig niemanden vor Ort einsetzen können.
Fraglich ist auch, weshalb angeblich wertvolle Zuchttiere auf einem über 50 Jahre alten Schiff transportiert werden, das in den letzten Jahren bereits zweimal in Seenot geriet.
Im August 2015 geriet die Nabolsi 1 auf dem Weg von Kroatien nach Ägypten in Brand. Mit Hilfe der griechischen Küstenwache und einem NATO-Schiff konnte der Brand gelöscht werden, aber es wurde nie bekannt, ob und wieviele Tiere ums Leben kamen.
Im November 2020 musste Nabolsi 1 aufgrund eines Maschinenschadens von der spanischen Küstenwache gerettet und in den Hafen Cartagena geschleppt werden. Zu diesem Zeitpunkt waren glücklicherweise noch keine Tiere an Bord.
Scheinbar hat sich wenig geändert auf diesem Schiff, was die Sicherheit angeht. Bei Hafenstaatkontrollen von 2019-2020 wurden insgesamt 38 Verstöße festgestellt, die meisten Verstösse betreffend Sicherheit auf See und Feuerlöschsysteme.
In der Vergangenheit gab es bereits zweimal sogenannte Hermesbürgschaften der Bundesregierung für Rinderexporte nach Ägypten. Es wäre skandalös, wenn dies erneut der Fall wäre, nach all den bekannt gewordenen Machenschaften bei diesen Drittlandsexporten. Wir werden überprüfen, ob dies auch hier der Fall ist.