15. April 2015

Polen | Bodzentyn | Rindermarkt

Der mittwochs in Łagow stattfindende Rindermarkt wird wegen baulicher Maßnahmen für einige Zeit nach Bodzentyn verlegt und deshalb ist unser Team um 6 Uhr auf dem Marktgelände in Bodzentyn.
Es werden mehrere Hundert Rinder zum Verkauf angeboten, Bullen und Kühe zur Schlachtung, Kälber und Kühe zur Mast oder Milchproduktion.
Auf dem Markt wurde im letzten Jahr, auf unsere Beschwerde hin, die Anbindung von Rindern an ihren Hörnern verboten. Jahrelang wurde dies in Polen toleriert und zwar aufgrund eines Fehlers in der polnischen Übersetzung der EU Verordnung 1/2005. Jetzt beobachten wir, dass viele Rinder Halfter tragen auf dem Markt und nicht mehr an den Hörnern angebunden sind. Es gibt jedoch nach wie vor Schwierigkeiten mit der konsequenten Umsetzung der Anweisung bei den Bullen. Dies hängt damit zusammen, dass die Tiere durch Stress und Angst sowie Dominanzverhalten gegenüber männlichen Artgenossen schwer zu kontrollieren sind  mit einem Halfter. Es macht deutlich, wie notwendig sichere Lade- und Entladebereiche und solide Unterbringungsmöglichkeiten für die Tiere auf dem Markt sind.
Heute beobachten wir keine transportunfähigen Rinder, keine ungemolkenen Kühe, oder zu junge Kälber. Ein Bulle hängt auf dem Anbindungsgestänge fest, kann aber  ohne Verletzungen aus seiner Not befreit werden. Bei zwei Kühen mit extrem langen Klauen protokolliert der Tierarzt die Ohrmarken, um den Halter zu verwarnen.
Die Atmosphäre auf dem Markt ist ruhig und weniger aggressiv als früher, den Anweisungen von Tierarzt und Aufsichtspersonal wird weitgehend Folge geleistet. Dies ist natürlich davon abhängig, welche Händler auf dem Markt anwesend sind. Händler, die den Anweisungen des Marktpersonals nicht Folge leisten, müssen in Zukunft Marktverbot erhalten.

Nach dem Markt fährt unser Team auf zwei Höfe, die wir immer wieder kontrollieren. Auf einem der Höfe haben wir mehrfach die Missstände angezeigt, aber ohne den gewünschten Erfolg. Die Behörden greifen nicht ausreichend durch, weil der alkoholkranke Bauer damit die Lebensgrundlage verlieren würde. Manchmal sind die Bedingungen hier in Ordnung, manchmal katastrophal. Heute finden wir zwei der Pferde in schlechtem Zustand, von Kot bedeck, mager und auf hohem Mist. Ein weiterer Hund wurde angeschafft und hängt an kurzer Kette, das Halsband so eng, dass er schon ganz wund ist davon. Wir haben den Zustand der Tiere dokumentiert, das Halsband des Hundes ausgetauscht und versuchen so schnell wie möglich die Veterinärinspektion auf den Hof zu bekommen.

Auf einem weiteren Hof veranlassen wir, dass die drei jungen Hengste auf die Weide kommen. Sie waren nach Aussage des Bauern seit Herbst nicht mehr aus dem Stall gelassen worden und ihre Freude war entsprechend gross, als sie endlich rennen konnten.