01. Dezember 2022

Schweizer Importeur Skin Packing will Kritik an Qualfleisch per Gericht verbieten lassen

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EU-Parlament und EU-Auditoren bestätigen Berichte des Tierschutzbund Zürich

Zürich, 1.12.2022. Der in Gland (VD) ansässige Fleischimporteur Skin Packing hat Klage wegen Ehrverletzung gegen den Tierschutzbund Zürich (TSB) und Strafanzeige gegen TSB-Präsident York Ditfurth wegen Verleumdung eingereicht. Beide Verfahren verfolgen offenkundig die Absicht, die Aufklärungsarbeit des TSB zu verhindern. Anlass sind ein Kurzfilm und eine Pressemitteilung vom 17. Juni 2022, in welchen der Tierschutzbund Zürich die Produktionsbedingungen kritisiert, unter denen Pferde in Argentinien gehalten, transportiert und geschlachtet werden. «Wir zeigen im Film die Realität und vergleichen diese mit den Tierschutz-Versprechen der Pferdefleischbranche», erläutert Sabrina Gurtner, TSB-Projektleiterin. «Was wir seit zehn Jahren vor Ort dokumentieren, hat an Grausamkeiten nicht abgenommen», ergänzt York Ditfurth, TSB-Präsident, gegen den sich die Klage richtet. «Das Gerichtsverfahren ist eine Chance, endlich auch Skin Packing zu überzeugen, auf den Import von Pferdefleisch aus Qualproduktion zu verzichten.»
Seit zehn Jahren informiert der Tierschutzbund Zürich die Importeure über Pferdefleisch aus Qualproduktion in Übersee. Alle Schweizer Detailhändler und auch der grösste Schweizer Fleischimporteur, die Basler GVFI, fanden die Beweislast der Tierquälerei so erdrückend, dass sie ihre Importe längst gestoppt haben.

Skin Packing, Teilnehmer mehrerer Gesprächsrunden mit dem TSB in den letzten zehn Jahren, will jetzt per Klage durchsetzen, dass die TSB-Rechercheergebnisse über die tierquälerischen Zustände vor Ort nicht veröffentlicht werden können. So soll untersagt werden, dass der TSB bei Pferdefleisch aus Südamerika von «krimineller Herkunft» spricht. Dabei ist durch argentinische Polizei- und Medienberichte mehrfach bestätigt, dass mafiöse Verbrecherbanden das Pferdegeschäft nutzen für Geldwäsche und Steuerhinterziehung und dadurch zahlreich gestohlene Pferde in den EU-zugelassenen Schlachthöfen landen.
Skin Packing stört sich daran, dass sein Name im Film deutlich gezeigt wird im Zusammenhang mit Pferdefleisch aus Argentinien. So wird das Skin Packing-Logo auf einer Verpackung gezeigt, andere Importeure hingegen nicht. «Wir zeigen, was wir sehen. Und auf der Packung steht nur Skin Packing als Produzent», erklärt York Ditfurth.
Skin Packing wehrt sich, dass der TSB die Plattform www.Respectfullife.com als Marketingplattform bezeichnet. Das Schweizer Unternehmen Skin Packing ist Unterstützer der Online-Plattform «Respectfullife.com», deren Funktion es ist, unter anderem mit einem Imagefilm der argentinischen Pferdefleischproduzenten für Pferdefleisch aus Argentinien zu werben. Gleichzeitig werden als Forschungsberichte bezeichnete Betriebsbesichtigungen auf dieser Plattform veröffentlicht. «Die Seite Respectfullife.com dient dem Vermarktungsinteresse der beteiligten Schlachthöfe wie auch der Importeure. Sie gaukelt den Verbrauchern eine Sicherheit vor, die nach wie vor nicht gewährleistet ist», so York Ditfurth.

Skin Packing will dem TSB untersagen, von Verbraucherrisiken zu sprechen. Der TSB sieht jedoch neben Tierschutzproblemen auch massive Verbraucherrisiken verur-sacht durch unklare Herkunft der Pferde. So werden ausgediente Sportpferde, ge-stohlene Pferde und ganze Pferdegruppen aus mafiösen Quellen in den Schlacht-höfen angeliefert. Das erhöht das Risiko von Medikamentenrückständen. «Seitens des BLV wird bestätigt, dass man im Jahr 2020 lediglich sechs und im Jahr 2021 zehn Fleischproben untersucht hätte», empört sich York Ditfurth.

Skin Packing fühlt sich in seiner Ehre verletzt, so das Anwaltschreiben. Der Impor-teur von Pferdefleisch aus Argentinien fordert den TSB auf, den Kurzfilm zu Pferde-fleisch aus Qualproduktion sowie die dazugehörige Presseinformation auf der Homepage und auf auf Youtube zu entfernen. «Es ist unsere Aufgabe als Tierschutz-organisation dort zu recherchieren, wo Tiere leiden und darüber die Öffentlichkeit zu informieren. Das ist unsere Überzeugung und nicht auch zuletzt unser Auftrag, wie ihn die Vereinsstatuten vorgeben», so York Ditfurth.

Bereits im Oktober vergangenen Jahres hat das Europäische Parlament die EU-Kommission aufgefordert, den Import von Pferdefleisch aus Argentinien zu suspen-dieren. Unter anderem auch, weil die EU-Inspektoren wiederholt von Manipulatio-nen bei den auditierten Schlachtbetrieben berichtet haben. «Der TSB wundert sich, wie ein Unternehmen all die Informationen ausblendet, die von offizieller Seite, NGOs, Supermärkten und anderen Importeuren kommen», hofft York Ditfurth auf ein Einlenken und einen Importstopp seitens Skin Packing.

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