04. Mai 2022

Tierschutzorganisationen fordern Produktions-, Import- und Anwendungs-Verbot für PMSG

Vorschau Pressemitteilung Seite 1/2

Zwei Gutachten belegen Rechtswidrigkeit der Hormongewinnung

Freiburg, Bonn, 04.05.2022. Per Dringlichkeitsbrief wenden sich die Animal Welfare Foundation (AWF) und der Deutsche Tierschutzbund an den Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, sich für ein Verbot von Produktion, Import und Anwendung des Hormons PMSG (Pregnant Mare Serum Gonadotropin) einzusetzen. Das Europäische Parlament forderte bereits im Oktober 2021 mit großer Mehrheit von der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten, aktiv zu werden. Ein nationales Produktionsverbot in Deutschland ist aus Sicht der Tierschützer dringend angezeigt, da auf dem Gestüt Meura in Thüringen wiederholte großvolumige Blutentnahmen bei trächtigen Stuten zur PMSG-Gewinnung erfolgen. Auch ein Importverbot für PMSG ist nötig, da das Hormon in Südamerika und Island unter tierquälerischen Bedingungen gewonnen wird. Das zeigen AWF-Recherchen seit 2015.

„Die Gewinnung und der Einsatz des Hormons PMSG ist weder aus Tierschutzsicht noch rechtlich vertretbar“, erklärt Sabrina Gurtner, AWF-Projektleiterin. „Es ist höchste Zeit, dass Deutschland ein umfassendes PMSG-Verbot erlässt – sowohl für den Import als auch für die Produktion und Anwendung. Das Qualhormon wird als Fruchtbarkeitsbooster in der industriellen Tierzucht eingesetzt. Es dient einzig der Profitmaximierung, die Bedürfnisse der Tiere bleiben dahinter zurück.“

„Aufgrund der immensen Tierschutzproblematik fordern wir ein Verbot seit Langem, doch nun mit besonderer Dringlichkeit“, sagt Dr. Esther Müller, Geschäftsführung Wissenschaft beim Deutschen Tierschutzbund. „In Deutschland dulden zuständige Behörden seit Jahrzehnten die Blutentnahmen bei trächtigen Stuten auf dem thüringischen Gestüt Meura – obwohl diese laut Aussage zweier Gutachten rechtswidrig sind. Die Bundesregierung sollte schnellstmöglich Klarheit schaffen und dieser unnötigen und in keiner Weise vertretbaren Praxis ein Ende setzen.“

Auf dem Haflinger-Gestüt Meura wird Stuten seit 40 Jahren Blut entnommen, um PMSG zu gewinnen. Zwei Rechtsgutachten belegen, dass die Blutentnahmen als Tierversuche einzustufen sind und deshalb die Anforderungen erfüllen müssen, die an Tierversuche gestellt werden. Tierversuche sind nur dann genehmigungsfähig, wenn sie unerlässlich und ethisch vertretbar sind. Dies ist bei der PMSG-Gewinnung eindeutig nicht der Fall, da Alternativen zum PMSG-Einsatz existieren. 

Auch die Anwendung von PMSG ist aus Sicht der Tierschützer nicht zu akzeptieren. In der industriellen Schweinezucht dient das Fruchtbarkeitshormon der Taktung der Arbeitsabläufe und Effizienzsteigerung: Muttertiere kommen gleichzeitig in die Rausche, die Ferkel werden taggenau geboren, gleichzeitig gemästet und geschlachtet. Der Einsatz des Hormons führt auch zu größeren Würfen und einer höheren Belastung der Sauen. Die Versorgung der unnatürlich vielen Ferkel ist weder vor noch nach der Geburt gewährleistet. Konsequenterweise fordern die Animal Welfare Foundation und der Deutsche Tierschutzbund ein Ende des Einsatzes von PMSG. In der Schweiz geht der Verband der Schweizer Schweinezüchter bereits mit seinem freiwilligen Verzicht auf PMSG voran. In Dänemark und Holland wird ein PMSG-Ende bereits diskutiert. „Die PMSG-Gewinnung ist über 40 Jahre alt. Sie stammt aus einer Zeit, in welcher das Allheilmittel der Welternährung in der Intensivtierhaltung gesehen wurde. Heute weiß man mehr über die negativen Auswirkungen dieser Ideologie auf die Tiere, den Klimawandel, Ressourcenknappheit und die Gesundheit. Es wird Zeit, sich von dieser überholten Lebensmittelproduktionsweise zu verabschieden“, so AWF und Deutscher Tierschutzbund.

Hintergrund:

Film zur Recherche in Island

Film zur Recherche in Südamerika