22. Oktober 2016

Uruguay | Maldonado | Estancia „Las Marquesas” | Blutfarmen zur Hormongewinnung

Eine dünne Stute, die trächtig zu sein scheint.

Stark ausgemergelter Hengst mit hervorstehendem Rückgrat, Rippen und Hüftknochen.

Boxen mit Metallhaken zur Anbindung der Stuten bei der Blutentnahme.

Ein in der Eukalyptusplantage „Don Alcides“ entdeckter Pferdeschädel.

Wir fahren erneut zur Blutfarm von Fernando Perdigón im Hinterland von  Maldonado. Auf dem Weg dorthin beobachten wir Gruppen von Pferden, die in Waldlichtungen grasen. Zwischen den Stuten befinden sich auch einige Hengste. Der Frühling ist die Jahreszeit, zu der die Stuten gedeckt werden. Die neue Saison der Blutentnahme ist kurz vor dem Beginn und einige der Stuten sehen bereits tragend aus. Wir bemerken, dass sich viele Pferde in einem kümmerlichen Zustand befinden. Eine braune Stute ist sehr dünn und ein Fuchs ist stark abgemagert, sein Rückgrat, seine Rippen und die Hüftknochen sind deutlich sichtbar. Ein grauer Hengst lahmt auf dem rechten Hinterbein. Die Pferde fürchten sich vor uns und entfliehen. Die Pferde der PMSG-Produktion befinden sich im halbwilden Zustand und sind den Umgang mit Menschen nicht gewohnt.

Videoaufnahmen aus der Blutfarm zeigen, dass die Blutentnahmestation aus zwei Reihen von jeweils vier hölzernen Boxen besteht. Demnach können acht Stuten gleichzeitig der Blutentnahme zugeführt werden. In jeder Box befinden sich mehrere Metallhaken, um die Stuten zu fixieren. Die weisse Seitenwand und die Trennwände der Boxen sind mit Blut bespritzt.

Wir sprechen mit einem ehemaligen Mitarbeiter von Perdigón, der uns berichtet, dass seiner Schätzung nach etwa 25 bis 30 % der Stuten während einer Blutentnahmesaison sterben. Er fand einst ein schwer verletztes Pferd auf einer Weide und berichtete es Perdigón. Dieser kümmerte sich aber nicht drum und niemand eilte dem Tier zu Hilfe, das sich selbst überlassen blieb und starb. Wir sprechen auch mit einem Nachbarn der Blutfarm, der uns erzählt, er habe beim Ausreiten mehrere tote Stuten auf den Weiden gesehen. Deren Kadaver seien aber entfernt worden, als das Land kürzlich aufgeforstet wurde.

Am späten Nachmittag erreichen wir das Landgut „Don Alcides” im Regierungsbezirk Lavalleja. Die Stuten, die die Blutentnahme überleben, werden dort zur Erholung hingebracht. Wir sehen mindestens 40 Pferde in einer grossen Eukalyptusplantage. Es müssen aber noch sehr viel mehr Pferde in diesem Wald vorhanden sein, die sich unseren Blicken entziehen. Wir sehen eine Stute mit einer etwa 10 cm langen klaffenden Wunde oberhalb des Hufes, die nicht behandelt worden ist. In dem kleinen Waldstück, das wir inspizieren, entdecken wir drei Pferdeschädel und mehrere Knochen. Offensichtlich mangelt es an tierärztlicher Beaufsichtigung und Pflege.