28. Oktober 2016

Uruguay | Salto | Interview mit ehemaligem Angestellten | Blutfarmen zur Hormongewinnung

Im Gespräch mit einem Tierarzt, der Anfang der 80er Jahre in einer Blutfarm gearbeitet hat.

Der Tierarzt berichtet über seine Erfahrungen mit der Produktion von PMSG.

Wir treffen Martin Sanchez (Name geändert), einen Tierarzt, der Anfang der achtziger Jahre auf einer Blutfarm gearbeitet hat. Der Name der Firma war Capo SA, sie ist mittlerweile erloschen. Er hat zunächst bei der Niederlassung in Uruguay gearbeitet und später in Argentinien. Seine Aufgabe war es, den Zustand der Pferde zu überprüfen und Verletzungen zu behandeln. Er musste auch den Blutentnahmeprozess und die Arbeit der Angestellten beaufsichtigen. Ausserdem war er dafür zuständig, das Serum aus dem Blut zu entnehmen, das dann anschliessend tiefgekühlt wurde. Bei einer genügenden Menge kamen Chemiker aus Argentinien und prozessierten das Serum zu einem Pulver. Martin hatte nichts mit dem Industrieprozess zu tun, er erfuhr allerdings, dass Versuche mit Ratten durchgeführt wurden, um die Wirksamkeit des Hormons zu prüfen.

In der Niederlassung in Uruguay wurde den Stuten zehnmal Blut entnommen. Es gab drei Gruppen von Stuten und jeder Gruppe wurde zweimal in der Woche Blut entnommen. Bei jeder Entnahme wurden 3 l Blut gewonnen. Insgesamt wurden den Stuten 30 l Blut entnommen, zwischen dem 50. und dem 80. Tag der Trächtigkeit. In Argentinien begann man allerdings, zweimal in der Woche 7 l zu entnehmen. Das machte 14 l in der Woche und insgesamt 70 l im Zeitraum von 30 Tagen. Martin beobachtete, dass diese Prozedur und der hohe Blutverlust die Stuten schwächte und für Krankheiten anfällig machte und er bekam Ärger mit der Geschäftsleitung. Er war nicht damit einverstanden, einen derart hohen Anteil von Blut zu entnehmen, und meint, dass er wohl deswegen zurück zur Farm nach Uruguay geschickt wurde.

In Uruguay gab es insgesamt 2500 Stuten und in Argentinien waren es um die 6000. Die uruguayische Niederlassung versuchte, die Fohlen an die Armee zu verkaufen. Martin weiss nicht, was mit den Fohlen auf der argentinischen Seite geschehen ist, er kann sich auch nicht daran erinnern, Fohlen in Argentinien gesehen zu haben. Er meint, er würde heute aus berufsethischen Gründen nicht mehr auf einer Blutfarm arbeiten, und sagt, dass er den Pferden viel schuldig sei.